Tampongeflüster Zykluskolumne #10
Tampongeflüster Zykluskolumne #10 - „Hätte ich früher gewusst, wie ich funktioniere, hätte ich für mich Grenzen gesetzt.
Menschen und ihre Geschichten interessieren mich. Das Film-Genre; Dokumentation, liebe ich. Ich schaue mir in meinem YouTube-Stream die Doku „Hochsensibilität bei Männern – Reizüberflutung bis zum Burnout? | Reportage | rec. | SRF“ an.
Der Satz: „Hätte ich früher gewusst, wie ich funktioniere, hätte ich für mich Grenzen gesetzt.“ eines Protagonisten, der erzählt, wie er heute Rückblickend auf sein Burnout schaut, berührt und inspiriert mich.
Die Doku regt mich auf vielen Ebenen an, merke ich ich auch hier wieder, wie wir aktuell in einer Zeit leben, in der viele Tabus aufbrechen. Wie kann das sein, das wir alle glauben in einer modernen offenen Gesellschaft zu leben (das wurde mir zumindest anfang 20 so vermittelt), aber eigentlich gefühlt jedes dritte Thema das aufkommt, ein Tabu ist? Ah ja ich erinnere mich, patriarchale Machstrukturen und fixe Rollenmuster sind immer noch weit verbreitet in unserer Gesellschaft. Hinschauen wollen ja da auch nur Linke, Frauen und Betroffene. Randnotiz, Betroffene wollen nicht, müssen aber.
Aber zurück zum Punkt. Mich berührt der Satz, des Mannes immer noch. Es ist eben nicht nur seine Geschichte. Vielleicht würden auch Frauen früher Grenzen setzten, wenn sie Wissen, wie sie eigentlich funktionieren würden. Anstatt mit Masken und Rollen in der Gesellschaft zu agieren, wäre es so möglich miteinander Mensch zu sein. Was wäre das wohl für ein völlig neuer Umgang zwischen Mann und Frau?
Der Zyklus für Frauen ist irgendwann Alltag. Jede kennt die Wochenende, in denen sie nicht aus dem Bett kommt oder auf dem Sofa „Netflix&chill“ angesagt ist. Das tönt ja irgendwie auch cool und gemütlich und ja mega. Und das ist es ja auch, wenn es freiwillig gewählt ist und ab und zu vorkommt oder wenn du einfach Mensch vom Typ Couch-Potato bist.
Aber die Realität ist oft, das in der zweiten Zyklushälfte nicht ganz freiwillig der Kuschelmodus gewählt wird. Der Körper signalisiert deutlich, es ist zu viel. In vielen Fällen zwingen auch Schmerzen Frauen dazu Termine abzusagen oder die Wochenendpläne zu ändern. Die Alltagsbelastung unter der Woche (Arbeit, Verein, Sport, Weiterbildung, usw) sind so hoch, die Tage so ausgefüllt, das viele Menschen am Abend oder am Wochenende erschöpfungsbedingt zuhause bleiben und sich für die nächste Runde Alltagsstress fit machen. Oft bleiben Hobbys, Freundschaften oder Freizeitaktivitäten auf der Strecke.
Speziell im Zyklus-Überforderungs-Hamsterrad ist jetzt aber, das es nicht nur eine einmalige Geschichte im Monat ist. Je nach Zykluslänge dauert die zweite Zyklushälfte um die zwei Wochen und darauf folgt ca. eine Woche Menstruation. Das bedeutet Frau in diesem Hamster-Rad Modus, opfert drei Wochenenden um im Gesellschafts-Leistungswahnsinn mitzuspielen. Zahlt sich dieser Einsatz unter dem Strich aus?
Ich denke das kann Frau nur für sich selber bilanzieren. Was mir hier aber Hoffnung gibt, ist das immer mehr Frauen das Jahreszeiten-Zyklus-Modell kennen und immer öfters höre ich von anderen „In meinem inneren Herbst…“. Es freut mich, das wir Frauen immer bewusster mit unserem Zyklus werden und so aktiv den Alltag für uns mit gestalten. Viele merken, wenn wir öfters Pause machen, vielleicht auch einen Gang zurück schalten, müssten wir uns während der Menstruation auch nicht so stark zurück ziehen, wie wenn wir einfach bis zur Erschöpfung durchziehen. Probieren geht über Studieren. Viel Spass im inneren Herbst.
Zyklische Grüsse
Martina Portman
Mona Rosa www.monarosa.art
Zyklusheldin im Ohr www.zyklusheldin.ch