Tampongeflüster Zykluskolumne #14
Tampongeflüster Zykluskolumne #14 - Der Normkörper unserer Gesellschaft, ist 76 kg, ca. 1.80 gross, männlich
Vieles ist in unserem Alltag normiert und klar reguliert. Zum Beispiel haben sich bei uns im im deutschsprachigen Raum ISO & DIN Normen stark durchgesetzt. DIN ist die Abkürzung für „Deutschen Industrie Norm“ des Deutsches Institut für Normung, forscht und legt dann einen Standard für ein Produkt fest. Sie definieren also wie ein Produkt zu sein hat und dann wird es immer gleich produziert.
Das wohl bekannteste Produkt unseres Alltags ist das DIN A4-Papierformat. Bei Papierformaten ist genau geregelt, wie sie zueinander stehen (A5= halbes A4 usw.) und wie gross ein Format ist. Das erlaubt es einen Quadratmeter Papier zu schneiden und ohne Verschleiss Kleinformate daraus zu machen. Das ist grundsätzlich eine gute Sache, aus Umweltgründen und dadurch das wir ein klares Format haben, können weiterführende Produkte gezielt entwickeln.
Nun aber, wieso, wenn es einen Standard für Papiergrössen gibt, müssen Sie im Schachtdrucker immer noch die genaue gösse Einstellen? Das ist ganze einfach, weil Druckerhersteller meistens international unterwegs sind und es in den US und Asien andere Standardpapiergrössen gibt. Wie wir sehen, hat eine Norm eine gewissen Sinn, holt aber lange nicht alle ab bzw. ist eben etwas individuelles.
Und genau hier stehen wir aktuell. Lange wurde die Welt von Männern für Männer geschaffen. Frauen wurden ins Haus verbannt und von öffentlichen Räumen ausgeschlossen. Das die Frau selbstverständlich am Leben teil nimmt, ist in Europa je nach Land seit den 50 bis in den 70 selbstverständlich. In der Schweiz sind wir leider etwas hinterher, wir erinnern uns an das Wahl- und Stimmrecht in Appenzell, das durch Urteil des Bundesgericht 1991 eingeführt werden musste. Unsere traditionelle Eidgenossenschaft ist also seit 33 Jahren ein Ort, der allen Bürger:innen die Möglichkeit zur Teilhabe gibt.
Die Möglichkeit zur Teilhabe heisst nicht automatisch, das die Räume auch den Anforderungen von Frauen entsprechen. Die patriarchale bzw. die Männerdominante Raumgestaltung sorgt seit Jahren dafür, das Frauen sich an Räume anpassen müssen, die nicht den Bedürfnissen von Frauen entsprechen. Wer denkt ein Bedürfnis, ist nur etwas Emotionales und man solle jetzt nicht so tun, wegen einer Befindlichkeit, irrt gewaltig. Ein zentrales Beispiel, Frauen haben ein anderes Betriebssystem, haben einen anderen Hormonhaushalt im Körper. Die Fettverteilung ist anders und somit auch die Wirkweise von Medikamenten. Die Forschung dazu ist aber aktuell auf einem experimentellen Level innerhalb von Universitäten und Hochschulen. Die breite Masse produziert weiter für den Standard-Norm-Körper Mann. Hier sind die ISO-Abläufe immer noch auf einen männlichen Körper ausgelegt. (Männliche Laborraten oder weibliche ohne Gebärmutter und Eierstöcke, weil die Variabel des Zyklus, die Forschung komplexer macht.)
Was mir hier Zuversicht gibt, ist das Kapitel „Menstruation im Zeichen eines Forschungsdefizits“ von Franka Frei aus dem Buch: Periode ist politisch ISBN: 978-3-453-27265-1. Sie benennt sehr treffend die Absurdität unserer aktuellen Gesellschaft mit einem Beispiel: „Man stelle sich ein Paralleluniversum vor, im dem jemand einen schmerzhaften Zahn hat, jedoch Zähne derartig taubbehaftet sind, dass nicht nur der oder die Patientin, in sich nicht traut, die Beschwerden zu äussern, sondern dass selbst Ärztinnen nichts damit zu tun haben wollen. (…)“ und benennt im Kapitel klar, den aktuellen Stand der Dinge.
Viele Frauen machen heute diese Bedürfnisse sichtbar. Hier kann ich mich nur anschliessen und Sie zu motivieren, vielleicht ihre Freund:in, Kollegin zum nächsten Arztbesuch zu begleiten und konstruktiv kritische Fragen zu stellen und auch wenn es im Moment gerade keine Lösung für sie gibt, den Prozess weiter voran zu treiben oder ggf. neu anzustossen.
Zyklische Grüsse
Martina Portman
Zyklusheldin im Ohr www.zyklusheldin.ch
Mona Rosa www.monarosa.art