Tampongeflüster Zykluskolumne

Tampongeflüster Zykluskolumne #6

2. September 2024
Zykluskolumne

Tampongeflüster Zykluskolumne #6 Was hat ein Kinderwunsch und ein Entzug gemeinsam?

In meinem Umfeld, meiner Altersklasse bzw. dem Lebensabschnitt meiner Generation geht es gerade um die Frage des Kinderkriegens. Dieser Text ist nicht als Bashing für Frauen und Paare in dieser Situation gedacht, sondern vielmehr wünsche ich mir damit aufzuzeigen, was unsere traditionelle Gesellschaftsvorstellung und die Pille, die uns als sicherstes Verhütungsmittel offiziell im Sexualkunde-Unterricht empfohlen wurde (übrigens ohne Aufklärung der Nebenwirkungen) für einen Einfluss auf das Leben und den Zyklus von uns Frauen haben.

Viele Paare die ich kenne, verhüten hormonell. Dort wo ich es bis jetzt miterlebt habe, das Kinder zum Thema wurden, gab es einen ungefähren Plan bzw. Szenarien, wie das ablaufen sollte. Natürlich hatte niemand einen ausgearbeitet 12 Monats-Schritt für Schritt plan und die Formulierung: „“wenn es denn so klappt“, viel auch in jeder Runde. Die Richtung und die Schritte, was, wer, wie macht , war aber jedesmal schon sehr klar. Angefixt von meinem Bekanntenkreis, habe ich mich hierzu auch ein bisschen Umgehört und recherchiert und nun mein POV (Point of View) auf das Thema:

Da wir uns aufgrund unserer patriarchalen Prägung und von der Leistungsgesellschaft verfeinerten Denkweise bei eigentlich allem einen verkopften Plan machen und diesen dann, koste es was es wolle, so wie theoretisch ausgedacht umsetzten sind wir uns gewohnt, das es unser Leben vorhersehbar und planbar ist. Alles was nicht gleich läuft, wird einfach mit mehr Leistung, mehr Geld oder mehr Tabletten so hingebogen, das es dann doch so wie angedacht durchgezogen werden kann.

Beim Thema Kinderkriegen lernen viele Paare (zum ersten Mal), dass es im Leben dann doch nicht immer so läuft, wie es das Ego oder der Kopf will, sondern das die Natur der Sache eine eigene Dynamik hat.

Es gibt eine Gruppe von Menschen, bei denen klappt es sofort, sogar ungewünscht einfach so, ganz nebenbei wenn Mann + Frau ungeschützten Verkehr haben. Bei anderen klappt es einfach nicht, obwohl sie alles richtig machen. Dieses Nichtklappen kann verschiedenste Gründe haben. Von körperlicher Unfähigkeit, über die falsche Paarkombination, bis zu schwierigen Lebensumständen oder eigenen unaufgearbeiteten Traumata.

Anstatt hinzuschauen (Anmerkung: Es gibt nicht wirklich offizielle Anlaufstellen oder Hilfe in dieser Situation, sondern es muss Privat eine Therapie-Platz gesucht & bezahlt werden) und diese Gründe Stück für Stück zu prüfen, verfallen viele in ein Leistungsdruck, und Mann & Frau müssen sich einfach noch mehr Mühe geben oder die klassische Schulmedizin, die heute alles kann, hat sicher eine Lösung parat. Häufig wird nur auf die körperlichen Aspekte fokussiert und die vielen seelischen und psychischen Anteilen werden aussen vor gelassen.

Oft ist dies eine starke Belastung für den eigenen Selbstwert und die Paar-Beziehung. Menschen die vorher stabil und stark im Leben standen, verändern sich und zweifeln, weil plötzlich der ganze Lebensfokus nur noch auf der misslingenden Fortpflanzung liegt. Ein Mensch scheint offensichtlich in unserem Kulturkreis nur ein richtiger Mensch zu sein, wenn er & sie sich fortpflanzen.

Auch der Zyklus wird nur noch Leistungsorientiert betrachtet und jeder Eisprung, der nicht geklappt hat, wird rückwirkend als verpasste Chance bewertet. Viele Frauen entwickeln in dieser Situation Wut oder Hassgefühle gegen den eigenen Zyklus und somit gegen einen Teil von sich selbst. Der Zyklus der vorher Jahrelang unterdrück wurde, ist jetzt der Sündenbock der nicht richtig funktioniert und seinen Dienst versagt.

Was viele dabei vergessen, insbesondere wenn sie vorher jahrelang hormonell verhüten was ihr Körper eigentlich gerade durchmacht. Verhütungspillen wirken über die hormonelle Übersteuerung des normalen Hormonhaushalts einer Frau. Die meisten Frauen in meiner Generation haben sich irgendwann zwischen 16-20 die Pille geholt und bis mind. 30 durchgezogen. Wir können also davon ausgehen das der Körper während mind rund einem Jahrzehnt hormonell überflutet wurde. Das stelle ich mir ein bisschen wie einen Rausch vor. Und wie bei jedem Rausch folgt der Kater.

Nach dem Absetzten der Pille ist es völlig normal das der Körper „Entzugserscheinungen“ hat. Und je nach Person und Körper fallen diese stärker oder schwächer aus. Müdigkeit, Stimmungsschwankungen, das „Neben sich stehen“ sind bekannte Reaktionen, wenn dem Körper gewohnte Substanzen entzogen werden. Was bei Alkohol passiert, passiert auch bei Hormonen, natürlich nicht im genau gleichen Ausmass, aber die Tendenz ist ähnlich.

Der Körper und der Hormonzyklus brauchen Zeit um sich wieder einzupendeln. Im speziellen Fall des weiblichen Körpers kommt in dieser Situation noch dazu, das der Körper eben nicht wie eine Maschine funktioniert, sondern #natürlichzyklisch ist.

Viele Frauen haben Aufgrund des Menstruationstabu (das erst jetzt so richtig bröckelt) und wegen der Unterdrückung ihres natürlichen Zyklus durch die Pille gar nie die Möglichkeit gehabt ihren natürlichen Zyklus mit den verschiedenen Phasen kennen zu lernen und damit verbunden einen Umgang mit sich selber zu finden.

Anstatt ein Kind zu zeugen und in die Mutterrolle hinein zu wachsen, sind viele Frauen eher mit ihrem inneren Teenager konfrontiert, ihr Körper spielt verrückt und nichts läuft nach ihrem inneren Kopf-Plan. Überflutet von Gefühlen, die noch die so da waren und verunsichert weil wir ja als Frau mitte 30 unsere Körper kennen sollten, verstehen Frauen ihre eigene Welt nicht mehr und der Mann an ihrer Seite noch weniger.

Das kann eine grosse Stresssituation sein, die dann auch zu Streit, Trennungen und kleineren und grösseren Lebenskrisen führen kann. Und wer ist schuld? Natürlich der scheiss Zyklus! Ich denke hier tun wir uns selber unrecht und sollten dringend aufhören mit dem Zyklus-Bashing, sondern vielmehr aus dem Kopf in die Gebärmutter kommen.

Was mich sehr positiv stimmt, ist das Menschen wie Bea Losli von Ladyplanet das Thema Pille absetzten ansprechen und hier Hilfe bietet.
Auch nehme ich wahr, dass immer mehr Frauen, der Pille kritisch gegenüber stehen und sich aktiv für ihren natürlichen Zyklus entscheiden.

In diesem Sinne, wünsche ich Ihnen viel Spass beim Entdecken, des Prinzip Zyklus. Noch eine kleien Inspiration vom Apfelbaum. Bevor ein Apfel (die Frucht) entsteht, blüht der Baum auf. Daher sehen wir das doch als Inspiration authentisch uns selbst zu finden und sein, bevor wir ein Kind zeugen.

Zyklische Grüsse
Martina Portman

Mona Rosa www.monarosa.art
Zyklusheldin im Ohr www.zyklusheldin.ch