Tampongeflüster Zykluskolumne

Tampongeflüster Zykluskolumne #7

3. September 2024
Zykluskolumne

Tampongeflüster Zykluskolumne #7 Unterlassene Hilfeleistung - Nein Periodenschmerzen sind nicht normal

Als Teenagerin war ich des öfteren mit Krämpfen, Bauchweh und Unterleibsschmerzen bei meinem damaligen Hausarzt. Die Beschwerden traten periodisch regelmässig auf und wurden schnell als Zyklus-Beschwerden kategorisiert. Am Ende meines Besuchs wurde ich jeweils mit den Worten „Das ist Normal, das innerhalb des Zyklus Schmerzen auftreten.“ verabschiedet und lernte so, das Ärzte die mir bei Schmerzen helfen sollten, es bei dieser Art aber mir absolut zumuteten, einmal im Monat Beschwerden zu haben.

Das Gesellschaftstabu das wir über solche Themen nicht sprechen und den Umstand das die meisten erwachsenen Frauen in meinem Umfeld offensichtlich irgendwie einfach damit klar kamen und das ganze Thema sehr funktional betrachteten gab mir das Gefühl, dass es offensichtlich wirklich so ist und jede einfach damit lebte. Glücklicherweise schwang in mir immer ein Stück Intoleranz und Wut gegen dieses Normalität mit.

So war ich regelmässig ein schwieriger Teenager nicht nur wegen dem ganzen Teeniekram, sondern weil ich wirklich Schmerzen hatte und mir die Medizin, und gefüllt kein Mensch auf der Welt irgendwie helfen konnte. Ich war wirklich mit dem Thema überfordert, denn auch meine Mutter kam bei der Geschichte an ihre Grenzen, als einfach nichts was wir probierten, wirklich geholfen hat. Anstatt mit meinem Körper in Kontakt zu kommen, reagierte meine Psyche mit Ablehnung, Stress und Anspannung.

Mit jedem Zyklus wurden die Schmerzen schlimmer, der Leidensdruck höher. Was ich damals nicht wusste, die extrem starken Schmerzen und Krämpfe waren keineswegs aus meiner Gebärmutter sondern Gallenkoliken. An Ostern 2008 landete ich dann schliesslich in der Notaufnahme und der Befund war eindeutig rechts auf höhe der Leber - Gallensteine.

Ich füllte mich damals einfach nur verarscht. Zum einen wurde mir etwas eingeredet, was ich im ersten Moment gar nicht so hatte und die wirkliche Ursache wurde nicht erkannt.

Aus diesem sehr unglücklichen Umständen entwickelte ich in der Folge wirklich starke Menstruationsschmerzen. Wie ich dann im Alter von 25 Jahren mit Hilfe meines TCM-Therapeuten heraus gefunden habe, nach dem mehrere Gynäkologe:innen mir bestätig haben, das Untenrum bei mir alles gesund ist, das meine Schmerzen mit einer gestauten Leberenergie zu tun haben. Das mir Jahre zu vor die Gallenblase entfernt wurde, hatte doch einen grösseren Einfluss auf meinen Körper als mir ursprünglich von medizinischen Fachpersonen geschildert wurde.

Lange dachte ich das meine Geschichte ein Einzelfall sei. Erst mit der Zeit und vor allem in dem ich angefangen habe, über meine Menstruation als normaler Teil von mir zu sprechen, habe ich ähnliches und zum Teil noch schlimmere Leidensgeschichten von anderen erfahren.

Das Thema ist für mich aktueller den je. Endriometriose wird immer häufig zur Thema in Zusammenhang mit Menstruationsschmerzen und ich habe in einer Studie gelesen das 3 von 4 Frauen Menstruationsschmerzen haben und im Alltag auf Schmerzmittel zurück greifen. Ich finde das eine erschreckend hohe Zahl, wenn wir bedenken, das der Zyklus die gesunde Körperfunktion des Uterus ist.

Das ist doch der pure Wahnsinn nicht? Wie kann es sein, das wir in einer Welt leben, die es Frauen zumutet jeden Monat mit Schmerzen leben, während wir sonst für jeden unangenehmen Furz irgend eine Lösung haben und skandalös erschrocken sind?

Hier sind Sie gefragt. Weiterhin zu schweigen führt dazu, das sich nichts ändert. Ich wünsche mir heute von Ihnen, wenn das Thema im Alltag auftaucht, das sie einfach mindestens sagen: „Ja Schmerzen halte ich nicht für Normal."

In dem Sie Schmerzen anerkennen und auf Hilfe hinweisen, eröffnen Sie anderen Möglichkeiten. Sie müssen nicht direkt die Welt retten und ja ich kann mir gut vorstellen, das Sie dieses Thema einfach so adhoc überfordert. Es reicht völlig aus, Menschen daran zu erinnern, das sie sich Hilfe holen können und es Hilfe gibt. Ein Erfolg ist es schon, das Schweigen zu brechen.

Wollen Sie einen Schritt weiter gehen, gehen sie mit ihrer Partner:in, besten Freundin, Mutter zum Arzt und nehmen sie die Rolle des/der Kritiker:in ein. Fragen sie, freundlich aber bestimmt nach, wieso es keine Forschung gibt, was den gegen die Datenlücke Frau getan wird, benennen Sie, das es keine zufriedenstellen Antwort ist, das es jetzt so ist, stehen sie zu ihren Gefühlen, das Sie Hilfe wollen für einen Menschen der Ihnen Nahe steht.

Wir leben im Kapitalismus, hier bestimmt immer noch Nachfrage, das Angebot. Durch kritische Fragen, regen Sie ein Umdenken an. Stellen Sie ihren Fragen auch in der Politik, in den Gesundheitskommissionen und im Freundeskreis, wenn sie mögen.

Was mich positiv stimmt und mir Mut macht, das es immer mehr Ärzt:innen gibt, die ganzheitlich denken. Die offen sind für alternative Therapien wie TCM, Shiatsu oder naturheilkundliche Verfahren ebenfalls in Betracht ziehen. Auch gibt es immer mehr Frauen, die öffentlich zur Senisibilisierung beitragen.

Zum Beispiel im letzten Jahr am Flughafen Zürich hat das Start up Juna Period oder diesen Herbst in der Fernsehsendung die Höhle der Löwen, das Start up Nayca mit Schmerzsimulatoren insbesondere Männer auf das Thema aufmerksam gemacht und Möglichkeit des Erlebens geboten. Langfristig halte ich das mit den Schmerzsimulatoren auch nicht wirklich für die beste Lösung, aber einfach so aus dem gesunden Menschenverstand heraus, denken Sie nicht auch, hier gibt es Handlungsbedarf, wenn sie das lesen?

Zyklische Grüsse

Martina Portman

Mona Rosa www.monarosa.art

Zyklusheldin im Ohr www.zyklusheldin.ch